Wieso zeitgemäße (evidenzbasierte) Therapien?
Psychiatrische und/oder psychotherapeutische Therapie ist als Krankenbehandlung ein Leistungsangebot des deutschen Gesundheitssystems. Gemäß Patientenrechtegesetz vom 26. Februar 2013 hat „jede psychiatrisch/ psychotherapeutische Behandlung nach den zum Behandlungszeitpunkt bestehenden, allgemein anerkannten fachlichen Standards zu erfolgen, soweit nicht etwas anderes vereinbart ist“. Dabei gehört nach der Berufsordnung für die nordrheinischen Ärzte/innen vom 04.04.2020 die Beachtung des anerkannten Standes der medizinischen Erkenntnisse zu den Berufspflichten.
Was ist für wen und zu welchem Zeitpunkt geeignet?
Grundannahmen und Rahmenbedingungen
Die Praxis für Psychiatrie und modulare Psychotherapie in der Bonner Südstadt ist als Versorgungspraxis von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) zur Abrechnung mit den gesetzlichen Krankenkassen sowohl für Psychiatrie als auch für verhaltenstherapeutische und tiefenpsychologisch fundierte Einzel- und Gruppenpsychotherapie, psychosomatische Grundversorgung, EMDR und Soziotherapie befähigt. Dies bedeutet, dass die Kosten dieser Therapien von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden.
Auch Privatversicherungen und die Beihilfe übernehmen die Kosten einer Behandlung. In dieser Praxis werden die erbrachten Leistungen im Auftrag der privatärztlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) durch die PVS Limburg-Lahn abgerechnet. Als Mitglied im Verband der ärztlich geleiteten Verrechnungsstellen in Deutschland engagiert sich die PVS Limburg-Lahn seit über 90 Jahren in den Dienst der privatärztlichen Praxis. Die Erstellung der Honorarrechnungen stellt hohe Anforderungen an die Mitarbeiter in den Verrechnungsstellen dar. Da Priv. Doz. Dr. med. Dieter Schoepf als Klinikdirektor der Vitos Weil-Lahn Kliniken für Psychiatrie und Psychotherapie in den Jahren 2018 - 2021 sehr gute Erfahrungen mit der PVS Limburg-Lahn gemacht hat, freut er sich, dass die PVS Limburg-Lahn seine erbrachten Leistungen auch in Bonn abrechnet.
Privatversicherungen und Beihilfestellen übernehmen neben den Kosten für eine psychiatrische Behandlung grundsätzlich auch die Kosten einer flankierenden Psychotherapie, die in der Regel als kognitive Verhaltenstherapie erfolgt und mit Interventionen aus anderen Therapieschulen kombiniert werden kann, falls erforderlich. In der Startphase der Therapie unterstützen das Praxisteam sie dabei, die Kostenbewilligung mit Ihrer Krankenkasse zu klären.
Psychotherapie stellt eine wichtige Behandlungssäule in der Behandlung psychischer Störungen dar, die heutzutage bei allen Störungsgruppen und jeder Versorgungsstufe eingesetzt wird. Während bis zur Jahrtausendwende überwiegend die methodenorientierte (Therapieschulen bezogene „ideologische“) Psychotherapie mit dem Schwerpunkt auf Techniken einer einzelnen Therapieschule eingesetzt wurde, kommt seit der Jahrtausendwende die störungsspezifische (evidenzbasierte) Psychotherapie zum Einsatz, die in der Behandlung sowohl die Patientenvariable (Ätiologie, Diagnose und Symptomatik) als auch die Technikvariable (zu welchem Zeitpunkt welche Intervention aus welcher Therapieschule) sowie die Therapeutenvariable (Passung und Form der Beziehungsgestaltung) berücksichtigt.
Ich folge einem erweiterten biomedizinisch-psycho-sozialem Störungsmodell, das biologische, psychologische und soziale Charakteristiken in der Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen berücksichtigt. Die Behandlungsform, aber auch die Versorgungsstruktur, orientiert sich ausschließlich an der psychischen Störung und den Problemen des Patienten. Deshalb ist für die Aufnahme und Durchführung einer Behandlung immer der Auftrag der Patienten entscheidend. Die Behandlungspläne sind multimodal und sektorenübergreifend (stationär, intensiv-stationär, teilstationär, ambulant, intensiv ambulant) ausgerichtet. Im Zeitverlauf können verschiedene therapeutische Interventionen miteinander kombiniert werden.
In der therapeutischen Beziehung stellen Vertrauen, Einfühlungsvermögen, Sympathie, angemessene Zeit, lösungsorientiertes Vorgehen und ein respektvoller Umgang auf Augenhöhe Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Therapie dar, reichen aber alleine häufig nicht aus. Im Fall einer gestörten Person-Umweltinteraktion wird der Patient situativ auf seine Verhaltenseffekte fokussiert, und es wird ihm kontinuierlich demonstriert, dass sein Denken und Handeln eine Wirkung haben. Zusätzlich kann situativ persönliches Einbringen von Selbstmitteilungen als Reaktion auf Patientenverhalten in kontrollierter und verantwortungsvoller Weise erfolgen. Dabei zeichnen sich wirksame Therapien mit einer entsprechenden Ergebnisqualität durch Überprüfbarkeit, Verlaufskontrolle und hohe Transparenz aus.
Die Basis für eine zufriedenstellende Ergebnisqualität stellen in der Psychiatrie die Anwendung der nationalen Leitlinien, der individuelle Behandlungserfolg, Zertifizierungen und andere Auswirkungen einer Leitlinie auf die Gesundheitsversorgung dar, im Bereich der Psychotherapie strukturierte Behandlungsmanuale auf der Grundlage empirisch-klinischer Forschung.
Zusätzlich ist die Praxis von der KVNO ermächtigt an der Gesundheitsökonomischen Evaluation zur Optimierung der Schizophreniebehandlung teilzunehmen. Wir verstehen die Teilnahme an der anonymisierten wissenschaftlichen Auswertung von Behandlungsdaten als einen weiteren wichtigen Baustein zur Sicherstellung der Behandlungsqualität und Sicherheit unserer Patienten.
Vor Behandlungsbeginn wird in einer ausführlichen und wissenschaftlich fundierten Diagnostikphase über bis zu fünf Terminen geprüft, ob bei Ihnen die Voraussetzungen für eine psychiatrische und/oder psychotherapeutische Behandlung vorliegen. Anschließend werden Sie über die Behandlungsmöglichkeiten beraten, und es wird Ihnen ein Therapieangebot mit konkreten Schritten zur Erreichung der Therapieziele vorgestellt. Durch die zweckgebundene Vernetzung mit dem Universitätsklinikum Bonn und weiteren Kooperationspartnern kann der Behandlungsplan auf Ihre persönliche Situation passgenau angepasst werden. Wenn gleichzeitig körperliche Erkrankungen vorliegen, bitte ich darum mir die Behandlungsberichte vorzulegen damit multidisziplinäre Aspekte berücksichtigt werden können.
Vor jedem Gespräch erfolgt eine Selbsteinschätzung der Depressionsschwere durch einen Selbstbeurteilungsbogen
Die Erstgesprächsphase kann folgende Themenschwerpunkte beinhalten
- die Früherkennung und Differentialdiagnostik unipolarer/ bipolarer affektiver Störungen sowie die Abfrage von Prodromalsymptomen
- die klinische Beachtung und Differentialdiagnostik komorbider psychischer und somatischer Störungen
- die Klärung und den Aufbau von Behandlungsmotivation
- die Klärung von Rahmenbedingungen (Erreichbarkeit, Finanzierung …)
Die Anamnese beinhaltet
- eine detaillierte symptomorientierte Anamneseerhebung
- die Erhebung der inneren und äußeren Biographie mit Familienanamnese
- die Medikamentenanamnese
- den psychopathologischen Befund
- auf Wunsch eine orientierende internistisch-neurologische Untersuchung
Optionale weitere Untersuchungen (auch durch Überweisung) können folgende Inhalte haben
- operationalisierte Diagnostik nach SKID-I und SKID-II
- standardisierte Erhebung der Symptomschwere mit weiteren Selbstbeurteilungs- und Fremdbeurteilungsinstrumenten
- Selbstbeurteilungsbogen zu Dissoziationserfahrungen (DES II)
- Erstellung einer Trauma- und Ressourcenlandkarte (gemäß EMDR Protokoll)
- Erhebung einer fundierten funktionalen Analyse, d.h. einer Rekonstruktion der Störung mit Erfassung der auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen unter psycho-dynamischen und verhaltensbezogenen Aspekten
- Empfehlung eine neuropsychologische Untersuchung durchzuführen, falls eine EKT-Behandlung in Frage kommt
Sofern nicht vorliegend sollte eine Bildgebung des Kopfes (idealerweise MRT) durchgeführt werden, ein EKG mitgebracht werden und eine Leitlinien adaptierte biochemische Labordiagnostik erfolgen
- Die Labordiagnostik enthält Medikamentenspiegel, Schilddrüsenserologie, Cystatin C, HBA1-C, CDT, Drogenscreening und wird um Laborparameter psychischer und somatischer Komorbidität erweitert
Im Anschluss erfolgen allgemeine und spezielle Informationen über die psychische Störung; es wird ein individuelles Modell der Entstehung, Aufrechterhaltung und Veränderung erarbeitet, und schließlich werden die entscheidenden Schritte zur Veränderung eingeleitet und evaluiert. Das übergeordnete Ziel ist, dass Sie im Verlauf Ihrer Therapie bei uns zum Experten Ihrer Störung und deren positiver Veränderung werden.